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Virtuelle Beratungsstelle für männliche Prostituierte
SettingSonstige
ZielgruppeJugendliche
Ort/LandStuttgart, (BW)
Jahr2013
ProjektträgerArbeitskreis der Stricherprojekte in Deutschland (AKSD) c/o Verein zur Förderung von Jugendlichen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten e.V.
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Silke Grasmann
+49 (0)711-5532647




Virtuelle Beratungsstelle für männliche Prostituierte
Das Angebot soll Jungs erreichen, die sich im Internet zeigen, um Sex gegen Geld anzubieten.
Generell leben Stricher am Rand der Gesellschaft. Beratung wird wenig genutzt, da oft die Arbeitssituation preisgegeben werden muss. Das Leben ist geprägt von Diskriminierung, Gewalt, Suchtverhalten, sexueller Ausbeutung, Wohnungslosigkeit und Kontaktarmut. Recherchen zeigen: die Szene bewegt sich „weg von der Straße“ und verlagert sich ins Internet. Weniger (deutschsprachige) Stricher werden über die üblichen Angebote (Anlaufstelle, Streetwork) erreicht. Durch die virtuelle Beratungsstelle soll es gelingen, einen weiteren Zugang zu dem betroffenen Personenkreis zu schaffen und dem Einzelnen in dessen schwieriger Lebenslage begleitend zur Seite zu stehen.
„Der anonyme Zugang zur Onlineberatungsstelle wird gut angenommen – oft suchen sich betroffene Jugendliche so erstmals Hilfe.“
Welche Problematik führte zur Realisierung Ihres Projekts?
Silke Grasmann: Männliche Prostitution findet nicht mehr nur auf dem realen Strich statt, sondern hat sich in den Bereich der virtuellen Medien ausgedehnt. Um die Zielgruppe zu erreichen, wurde die Onlineberatungsstelle der Strichereinrichtungen des AKSD gegründet. Dies sind: Subway in Berlin, Basis in Hamburg, Looks in Köln, Marikas in München und Café Strich-Punkt in Stuttgart. Der Verein zur Förderung von Jugendlichen hat als Träger der Anlaufstelle Café Strich-Punkt die Koordination der Arbeit übernommen.
Was für konkrete Ziele haben Sie sich mit dem Projekt gesetzt?
Silke Grasmann: Die Onlineberatungsstelle möchte der Zielgruppe mehrere Möglichkeiten bieten: Präventions- und Informationsgespräche zu HIV/Aids und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI), anonyme Beratung zu individuellen Problemlagen, moderierter Austausch im Chat und das Hinterfragen und Diskutieren der auf der Homepage dargestellten Informationen bzw. eigener Themen, wie z.B. Sucht, Gewalt, Gesundheit, sexuelle Identität oder selbstbestimmter Umgang mit dem eigenen Körper. Wenn notwendig soll auch die Weitervermittlung an reale Beratungsstellen ermöglicht werden.
Mit welchen Angeboten wollen Sie Ihre Zielgruppe erreichen?
Silke Grasmann: Die Onlineberatungsstelle bietet wöchentlich mehrere moderierte Gruppenchats an. Hier können sich User unter Anwesenheit von zwei Beratern austauschen und Informationen einholen. Daneben können Einzeltermine (Einzelchats) vereinbart, E-Mailberatung in Anspruch genommen oder der Forumsbereich genutzt werden. Zudem wurden auf der Homepage Informationsbereiche erstellt, in denen die Zielgruppe (Gesundheits-)Tipps, Regeln zu Safer Sex und zu STI nachlesen kann.
Wie ist das Projekt finanziell abgesichert?
Silke Grasmann: Die einzelnen Einrichtungen des AKSD finanzieren die Personalkosten, die Schulung zum Onlineberater, die Gebühren für Beraterlizenzen und anfallende Materialkosten selbst. Die Deutsche AIDS-Hilfe unterstützt das Projekt durch die Finanzierung von zwei Treffen pro Jahr für „Tagungen in der realen Welt“. Für die Instandhaltung und Weiterentwicklung der Homepage, Printmedien, etc. werden Spenden verwendet. In den Richtlinien für öffentliche Förderungen wird das innovative Beratungsangebot leider nicht berücksichtigt.
Wird das Projekt von Ihrer Zielgruppe angenommen?
Silke Grasmann: Ja, der anonyme Zugang zur Onlineberatungsstelle erleichtert es einigen Klienten relativ schnell (und vielfach erstmals) von ihren häufig prekären Lebenssituationen zu berichten. Die Klienten schätzen es schwierige Themen, wie z.B. Missbrauch, mit dem virtuellen Berater „vorbesprechen“ zu können. Bestenfalls fand nach intensiver Beratungs- und Vertrauensarbeit eine Vermittlung der virtuellen Beratungsstelle an örtliche Stellen statt. So entstand eine Verknüpfung realer und virtueller Hilfen.