Inhalt
Sucht beginnt im Kleinen
SettingFamilien / Wohnraum
Sonstige
ZielgruppeFachpersonenn
Erwachsene
Kinder
Ort/LandMünchen, (B)
Jahr2001
ProjektträgerReferat für Gesundheit und Umwelt, Präventionszentrum München
Projektleitung
+49 (0)89 233 39717



Sucht beginnt im Kleinen
Ein Modell zur Suchtprävention in Kinderkrippen
Tun oder lassen? Kinder erziehen heisst, Leitlinien geben – im Hinblick auf (selbst)bewusste Entscheidungen. Schon aus diesem Grund lässt sich Erziehung – und damit die Suchtprävention – nicht delegieren: Eltern und professsionelle Betreuer/-innen müssen am gleichen Strick ziehen. Von Anfang an. In München wurden deshalb alle Beteiligten ins Informations- und Bildungsprogramm miteinbezogen.
Projektverantwortliche/Trägerschaft
Das Projekt «Sucht beginnt im Kleinen» wurde von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abteilung Kindertagesbetreuung und der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Sozialreferats/ Stadtjugendamt und des Präventionszentrums des Referats für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München initiiert. Es folgte die Bildung eines Projektteams, das ein Konzept für Schulungen von Multiplikatorinnen bzw. Multiplikatoren in Kinderkrippen zum Thema Suchtprävention entwickelte.
An dem Projekt nahmen sieben städtische Kinderkrippen teil. Weitere Beteiligte waren Erziehungsberatungsstellen in städtischer und freier Trägerschaft sowie das Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP, München), welches mit der Projektevaluation beauftragt wurde.
„Seit Beendigung des Projekts hat sich Suchtprävention als ein Baustein der pädagogischen Rahmenkonzeption in den städtischen Kinderkrippen etabliert.“
Mit Sucht verbinden wir oft den Alkoholiker, der sich im Endstadium seiner Krankheit befindet oder wir denken an illegale Drogen, wie Haschisch und Heroin. Daher stellt sich die Frage – Warum Prävention schon bei kleinen Kindern? Forschungsergebnisse belegen, dass Suchtprävention ein lebenslanger Lernprozess ist, der bereits in frühester Kindheit einsetzt. Prävention in diesem Alter ist suchtmittelunspezifisch, d.h. einzelne Suchtmittel spielen noch keine Rolle.
Prävention soll Suchtentwicklung verhindern und die Aufmerksamkeit auf die Wurzeln von Abhängigkeit und Suchtmittelgebrauch bzw. -missbrauch lenken. In der Suchtprävention sollten viele Personen in einem Netzwerk zusammenwirken: Familie, Kinderkrippe und -garten, Institutionen des Gesundheitsbereichs und Erziehungsberatung, Politik und Medien. So können schon im frühesten Kindesalter Schutzfaktoren gegen Sucht gezielt gefördert werden.
Ziele dieses Projekts waren
- die Sensibilisierung der Erzieherinnen und Eltern für ein erweitertes Suchtverständnis und die Entwicklung eines suchtkritischen Bewusstseins
- Fachkräfte aus Kinderkrippen und Fachkräfte aus den Erziehungsberatungsstellen erwerben und vertiefen suchtpräventive Kompetenzen.
- Sie setzen als Multiplikatorinnen ihre Kompetenzen in der Arbeit mit den Krippenkindern und deren Eltern um.
- Präventive Inhalte werden in die Krippenpädagogik und den Alltag dauerhaft integriert.
- Eltern werden für präventive Inhalte sensibilisiert und in ihrer erzieherischen Kompetenz unterstützt.
- Die Anbieter der Multiplikatoren-/Multiplikatorinnenschulung erproben und optimieren ihr Schulungskonzept.
Um die Ziele zu erreichen, wurden Multiplikatorinnen in Kinderkrippen geschult. Jede Krippe hatte im Vorfeld jeweils eine oder zwei Erzieherinnen als Projektteilnehmerinnen benannt, die für die einzelnen Veranstaltungen freigestellt wurden. Für die Schulung der Multiplikatorinnen wurden 4 Workshops von Fachkräften des Präventionszentrum konzipiert. Die Multiplikatorinnen der Kinderkrippen wurden in einem Abstand von ein bis zwei Monaten geschult. Schwerpunkte der Workshops waren
- Sucht und Konsum
- Elternarbeit
- Ernährung
- Spielen
Zusätzlich zu den Multiplikatorenschulungen wurden Teamfortbildungen und Elternveranstaltungen angeboten. In den Teamfortbildungen wurde jedes Gesamtteam der beteiligten Krippen in zwei mehrstündigen Veranstaltungen von den Fachkräften des Präventionszentrum über die zentralen Projekt- und Schulungsinhalte informiert. In diesen Veranstaltungen wurden suchtpräventive Aspekte der Arbeit in der Kinderkrippe und ihre praktische Umsetzung aufgezeigt. Die suchtpräventiven Elternveranstaltungen wurden von den Multiplikatorinnen (Fachkräfte der Kinderkrippe und Psychologen der Erziehungsberatungsstellen) nach dem zweiten Arbeitskreis durchgeführt. Die mehrstündigen Veranstaltungen fanden mit einer überschaubaren Teilnehmeranzahl (max. 10 Teilnehmer/ Teilnehmerinnen) statt.
Die Ziele des Projekts, Eltern wie auch Erzieherinnen für ein erweitertes Suchtverständnis zu sensibilisieren, sie in einem suchtkritischen Bewusstsein zu unterstützen und dabei auch zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Erziehungsverhalten zu bewegen, konnten weitgehend umgesetzt werden. Mitarbeiterinnen und Eltern fühlten sich besser informiert, stärker motiviert, sich dem Thema zuzuwenden, und sicherer in der Umsetzung der erfahrenen Inhalte.
In der Einzelbewertung wie auch insgesamt wurden von Eltern wie auch von Multiplikatorinnen und Mitarbeiterinnen gute Noten vergeben. Die Zahl der kritischen bis unzufriedenen Einschätzungen lag bei beiden Gruppen unter 10%.
Mit diesem Projekt gelang es auch in Zeiten knapper Ressourcen, innovative Wege zu gehen. Durch die Zusammenarbeit von Dienststellen verschiedener Referate (Referat für Gesundheit und Umwelt und Sozialreferat) und das hohe Engagement der Mitarbeiterinnen war es möglich, ein über die Grenzen Münchens hinaus bemerkenswertes Projekt auf den Weg zu bringen.
Seit Beendigung des Projekts hat sich Suchtprävention als ein Baustein der pädagogischen Rahmenkonzeption in den städtischen Kinderkrippen etabliert. Die Ergebnisse des Projekts trugen zu einer Motivation der Erzieherinnen bei, diese lohnende Aufgabe der Suchtprävention in weiteren Kinderkrippen aufzugreifen und fortzusetzen.