Inhalt
Stress-Balance
SettingBetriebe / Arbeitsplatz
ZielgruppeMitarbeiterinnen / Mitarbeiter
Ort/LandRoggwil, (CH )
Jahr2010
ProjektträgerRWD Schlatter AG
→ Link zum Projekt ProjektleitungRoger Herzig
+41(0)71 454 63 00
Stress-Balance
Arbeitsbelastung und daraus entstehender Stress sind ein großes Thema in Unternehmen. Die RWD Schlatter AG schult seine Mitarbeitenden im richtigen Umgang mit Stress, seinen Ursachen und Folgen.
RWD Schlatter AG ist ein Türenhersteller mit 150 Mitarbeitenden am Hauptsitz in Roggwil und den Niederlassungen in Dietikon, Lamone und Vevey. 2009 wurde RWD Schlatter vom Cash-Award zum besten Arbeitgeber der Schweiz ausgezeichnet. Dennoch ist Arbeitsbelastung und daraus entstehender Stress ein großes Thema im Unternehmen. Mit einer Seminarreihe, individuellem persönlichem Coaching und einem Informationsangebot stellte sich RWD Schlatter aktiv dem Problem Stress und versuchte, den richtigen Umgang mit Stress in die Kultur des Unternehmens zu verankern und so den negativen Folgen entgegenzuwirken.
„Es braucht lediglich die Erkenntnis, dass Stress ein relevantes Gesundheitsrisiko darstellt. Und natürlich braucht es den Willen, den Mitarbeitenden Zeit zur Verfügung zu stellen.“
Sie sind ja bereits 2009 mit dem Cash-Award zum besten Arbeitgeber der Schweiz ausgezeichnet worden, was gibt es da noch zu verbessern?
Roger Herzig: Nicht viel, würde man meinen! Das Projekt basiert auf den Ergebnissen der Analysen aus dem Cash-Award, die zeigten, dass wir ein Problem im Bereich Arbeitsbelastung und dem daraus resultierendem Stress haben. In der Vergangenheit versuchten wir dieses Problem zu beheben oder zumindest zu lindern, indem wir in allen Abteilungen in denen es möglich war, komplett gleitende Arbeitszeit einführten. Vielen Mitarbeitenden waren die Mechanismen des Stresses gar nicht oder nur ungenügend bekannt. Das hat uns bewegt, uns diesem wichtigen Punkt zu widmen.
Welche Ziele haben Sie sich mit dem Projekt gesteckt?
Roger Herzig: Es war uns ein Hauptanliegen, dass die Mitarbeitenden lernen, Stress zu erkennen, damit umzugehen und diesen abzubauen. Besonders positiv bewerten wir die Tatsache, dass eine Kultur geschaffen wurde in der sich die direkte Anwendung von Stress-Abbau-Methoden während der Arbeitszeit etablieren konnte.
Wie haben Sie die Methoden, Stress abzubauen, Ihren Mitarbeitenden näher bringen können?
Roger Herzig: Als erstes haben wir mit zirka 80 stark betroffenen Mitarbeitenden eine Seminarreihe zum Thema durchgeführt. In der Folge boten wir auch den anderen Mitarbeitenden dieses Seminar an. Erstaunlicherweise haben sich alle einstimmig dagegen ausgesprochen mit der Begründung, dass sie in ihrem Arbeitsumfeld nicht von Stress betroffen seien. Aufbauend auf dem Seminar entwickelten wir einen Flyer zum Thema Stress und publizierten diesen auf unserer Homepage. Mittlerweile gibt es auf unserer Webseite eine eigene Rubrik „Aktiv gegen Stress“. Unter anderem wird darauf auch nach Genehmigung durch das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO auf das Programm www.stressnostress.ch verwiesen.
Somit stellen wir nicht nur den Mitarbeitenden sondern auch unseren Geschäftspartnern und allen Interessierten die entsprechenden Informationen zur Verfügung. Bei einigen Personen wurden Vertiefungen des Themas zusätzlich in einem individuellen Coaching durchgeführt.
Was haben Sie für die Stressbewältigung in Ihrem Betrieb monetär investiert?
Roger Herzig: Die externen Kosten beliefen sich auf 17 000 Franken. Dazu kamen die Miete von Seminarräumen sowie die Arbeitszeit, die entschädigt wurde. Wenn wir das allerdings mal von der anderen Seite her aufrollen, verliert die Schweizer Wirtschaft gemäß SECO jährlich 2,4 Milliarden Franken durch Stress und dessen Folgeerscheinungen. Deshalb erachten wir unter diesem Aspekt die Investition als nahezu unbedeutend.
Was können Sie an Erfahrungen weitergeben?
Roger Herzig: Als grossen Erfolg werten wir, dass wir während mittlerweile mehr als einem Jahr keinen Betriebsunfall hatten. Und das bei 150 Mitarbeitenden, in einer Branche die traditionellerweise eine sehr hohe Betriebsunfallquote aufweist. Auch die bereits erwähnte Verankerung und der Umgang mit dem Thema in der Firmenkultur und somit der täglichen Arbeit empfinden wir als sehr positiv. Wir können ein solches Projekt weiterempfehlen. Es ist sehr einfach zu multiplizieren. Einerseits im Unternehmen selber, andererseits natürlich von anderen Unternehmen. Es braucht lediglich die Erkenntnis, dass Stress und die damit verbundenen Folgen bis hin zu Burnout-Syndromen ein relevantes Gesundheitsrisiko darstellen. Und natürlich braucht es den Willen, den Mitarbeitenden die entsprechende Zeit dafür zur Verfügung zu stellen.