Inhalt
Sicherheit und Freiheit
SettingSpitäler / Heime
ZielgruppeErwachsene
Fachpersonenn
Ort/LandDornbirn, (A )
Jahr2010
ProjektträgerInstitut für Sozialdieste (IfS), IfS-Bewohnervertretung
→ Link zum Projekt ProjektleitungDr. Herbert Spiess
+43 (0)664 60884451
Sicherheit und Freiheit
Die Begriffe Sicherheit und Freiheit zeigen ein Spannungsfeld in der Betreuung pflegebedürftiger Menschen daheim auf: Vermeidung von Stürzen auf der einen, Bewegungsfreiheit auf der anderen Seite. Hilfsmittel zur Sturzprävention können zwischen diesen beiden Polen Brücken schlagen.
Mit dem richtigen Einsatz von alternativen Hilfsmitteln der Sturzprävention kann die Bewegungsfreiheit vieler betreuungsbedürftiger Menschen erhalten bleiben. Bei der Pflege zu Hause sind diese Hilfsmittel den betreuenden Angehörigen gar nicht und den ambulant tätigen Fachleuten immer noch zu wenig bekannt. Das Projekt «Sicherheit und Freiheit» bringt alle Betroffenen und Interessierten (Laien und Fachleute) zu einem Wissensaustausch zusammen. Die Fachleute referieren und zeigen dabei die Hilfsmittel (z. B. Hüftschutzhosen, Alarm- und Sturzmatten, Niedrigpflegebetten) im Praxiseinsatz. Nach drei Stunden kennen die Teilnehmer die Standard-Hilfsmittel und können sie im konkreten Fall richtig einsetzen.
„Pflegebedürftigen Menschen wird möglichst viel Freiheit gelassen und trotzdem Sicherheit gegeben.“
Was war der Auslöser zu diesem Projekt?
Dr. Herbert Spiess: Sicherheit und Freiheit entstand aus der praktischen Arbeit der IfS-Bewohnervertretung, die Bewohner von Heimen rechtlich in ihrem Grundrecht auf persönliche Freiheit vertritt. Die Bewohnervertreter/innen kennen Experten der Pflege in den Heimen, die alternative Hilfsmittel zur Sturzprävention schon Jahre lang einsetzen und hohes Erfahrungswissen haben. Auf der anderen Seite haben wir festgestellt, dass diese Hilfsmittel bei der Pflege zu Hause kaum zum Einsatz kommen. Diese Hilfsmittel können die Lebensqualität von betreuungsbedürftigen Menschen ungemein steigern und gleichzeitig die Arbeit von Angehörigen und Fachleuten erleichtern. Daher wollten wir einen einfachen und unkomplizierten Wissensaustausch zwischen Fachleuten, Laien und ambulantem Pflegepersonal zu diesem Thema ermöglichen.
Welche Ziele stehen dabei für Sie im Vordergrund?
Dr. Herbert Spiess: Wir verfolgen langfristig den Aufbau eines stabilen und lokalen Wissenspools zum Thema Sturzprävention in der Pflege. Dazu organisieren wir in den verschiedenen Regionen einmal jährlich eine Veranstaltung bei der Experten den praktischen Einsatz von alternativen Hilfsmitteln demonstrieren. Durch die Reduktion auf das Wesentliche und den Praxisbezug dauert die Veranstaltung, nur drei Stunden, was für die Teilnehmenden einen überschaubaren Zeitaufwand bedeutet. Sowohl Fachleute aus dem ambulanten wie aus dem stationären Bereich und Angehörige erhalten praktische Informationen, die sie in ihrem Arbeitsalltag rasch umsetzen können. Pflegefehler durch falsche Einschätzungen einer Gefahrensituation oder durch falschen Einsatz eines Hilfsmittels können so vermieden werden.
Sind dies die ersten Fortbildungen zum Thema Sturzprävention in der Region?
Dr. Herbert Spiess: Es gibt bereits Weiterbildungen zur Sturzprävention, die aber auf der Theorieebene stattfinden. Gerade betreuende Angehörige und Helfer/innen im ambulanten Bereich mit wenig Erfahrung brauchen aber praktische Unterstützung. Daher schien uns der Ansatz eines praktischen Workshops, bei dem der fachlich richtige Einsatz vorgeführt und direkte Fragen beantwortet werden können, am zielführendsten. Das Konzept ist einfach: in jeder Region sind Fachleute zu finden, die oft auch gerne bereit sind, ihr Wissen über den eigenen Wirkungsbereich hinaus zu teilen. Auch die Organisation ist überschaubar, nach der ersten Durchführung braucht es kaum mehr Vorbereitungszeiten, da alle Referent/innen den Ablauf kennen.
Finanzielle Mittel sind ja meistens ein knappes Gut. Wie halten Sie den finanziellen Aufwand für die Veranstaltungen in Grenzen?
Dr. Herbert Spiess: Das funktioniert nur mit einer breiten Unterstützung. Die Referent/innen erhalten ein geringes Honorar für ihren Aufwand und manche nehmen nicht einmal das in Anspruch. Auch die Veranstaltungsräume, z. B in einem Pflegeheim, werden meistens gratis zur Verfügung gestellt, da auch die Anbieter ein eigenes Interesse an dieser Fortbildung haben. Auch gibt es überall mögliche Kooperationspartner (Hilfsmittelanbieter), welche die Hilfsmittel zur Demonstration zur Verfügung stellen, weil sie am Verkauf oder an der Vermietung interessiert sind.
Welche Erfahrungen konnten Sie bis jetzt aus diesem Projekt mitnehmen?
Dr. Herbert Spiess: Die Hilfsmittelanbieter berichten teilweise von einem Umdenken. Früher wurden für die Pflege zu Hause ausschließlich Pflegebetten mit möglichst hohen Seitengittern nachgefragt. Mit der Pflege im Bett sind aber vielfältige Gefahren verbunden: Schmerzhafte Druckgeschwüre, Aggression beim Betreuten, Inkontinenz und abnehmende Mobilität sind die Negativbilanz vermeintlich hoher Sicherheit. Heute werden öfters Hilfsmittel der Sturzprävention gekauft. Bei der Urlaubspflege können die Mitarbeiter/innen in Pflegeheimen darauf hinweisen und so betreuende Angehörige nehmen solche Tipps leichter an