Inhalt

Projekttitel

Projekt win-win

Setting

Schulen / Bildung

Zielgruppe

Jugendliche

Ort/Land

St.Gallen, (CH )

Jahr

2001

Projektträger

→ Link zum Projekt Projektleitung

Markus Murbach
+41 (0)71 371 22 73

→ information@mediationsteam-sg.ch

Dr. Otmar Schneider:
+41 (0)71 223 77 06

→ otmar.schneider@mediation-sg.ch
Projektlogo "win-win"
Aufzeichnungen über Konflikte auf einer Tafel

Projekt win-win

Schulmediation Ostschweiz

Die einvernehmliche, gewaltfreie Lösung von Konflikten unter Schülern/ innen ist Ziel der Schulmediation. Weil Jugendliche aussenstehende Fachleute und Lehrkräfte nur bedingt als Mediatoren akzeptieren, werden Oberstufenschüler/-innen zu «Konfliktlotsen» ausgebildet. Sie vermitteln bei Auseinandersetzungen im eigenen Schulhaus. Sensibilisiert und ausgebildet werden die Schüler/ innen von erfahrenen Mediatoren/ innen und – das ist neu – von Lehrlingen, sog. Konfliktkapitänen, aus der regionalen Wirtschaft, welche für diese Aufgabe entsprechend geschult und von den Unternehmen freigestellt werden.

Ausgangslage

Auch im Schulalltag kommt es bekanntlich häufig zu Konflikten. Die Gründe dafür sind vielfältig: normale Spannungen, gestörte Kommunikation, unterschiedliche Sprachen und Kulturen, Schulstress, Leistungsdruck usw. Solche Konflikte belasten nicht nur die direkt beteiligten SchülerInnen, sondern auch MitschülerInnen, LehrerInnen, Eltern, Behörden und das Schulklima. Dabei beklagen gerade Lehrkräfte und Behörden des öfteren den Mangel an wirksamen Instrumenten und konkreten Handlungsmustern zur Verbesserung der Situation.

Ein möglicher und bereits an vielen Orten erfolgreich erprobter Lösungsansatz ist Mediation. Mediation bedeutet Vermittlung zwischen den Konfliktbeteiligten durch eine neutrale Drittperson mit entsprechender Ausbildung im Hinblick auf eine beidseits akzeptierte, faire Lösung. Bei der Schulmediation im besonderen handelt es sich bei dieser neutralen Drittperson nicht um einen (oft beargwöhnten) Erwachsenen, sondern um eine( n) gleichaltrige(n) SchülerIn. Das heisst, es werden somit bei Konflikten unter SchülerInnen entsprechend ausgebildete MitschülerInnen als neutrale Vermittler oder sogenannte KonfliktlotsInnen eingesetzt, welche die Konfliktparteien bei der Regelung ihrer Auseinandersetzung im Rahmen eines Gespräches unterstützen.

Dieses Schulmediationsgespräch verläuft in einem einfachen, klar strukturierten Verfahren, in welchem der Konfliktlotse/ die Konfliktlotsin Regie führt. Auf diese Weise können die besonderen Vorteile der peer-education (erhöhte Akzeptanz, Förderung der Selbstsicherheit und Autonomie, niederschwelliges Erfassen usw.) genutzt werden. Für die LehrerInnen bringt die Schulmediation in der Regel eine spürbare Entlastung. Mediation zielt auf Kommunikation, Kooperation und gegenseitiges Verständnis der Konfliktparteien. Es geht damit nicht nur um die Lösung eines konkreten Konfliktes, sondern es wird darüber hinaus ein anderer, konstruktiver Umgang mit Konflikten erlernt. Mediation leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Aufbau einer lösungsorientierten Konfliktkultur und gleichzeitig auch zur Erziehung junger Menschen hin zu eigenverantwortlichen, ich-starken, kritik- und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten.

Methoden

Projektkonzept

Die zwei Hauptpfeiler dieses Projektes bestehen darin, alle beteiligten SchülerInnen für diese Methode zu sensibilisieren und ausgewählte SchülerInnen zu KonfliktlotsInnen auszubilden und auf ihren Einsatz vorzubereiten. Die Sensibilisierung der SchülerInnen erfolgt klassenweise durch je einen ausgebildeten Konfliktkapitän und eine(n) erwachsene(n) MediatorIn. Das Programm dauert je nach Stufe einen halben oder ganzen Tag. Dabei werden in partizipativer Form verschiedene Aspekte im Umgang mit Konflikten thematisiert und zusammen mit SchülerInnen aus der Klasse eine Schulmediation vordemonstriert. Zum Abschluss wählen die Klassen aus ihrer Mitte je eine Schülerin und einen Schüler, welche ihnen als Konfliktlotse/Konfliktlotsin geeignet erscheinen, aber später nicht in der eigenen Klasse medieren werden. Die gewählten SchülerInnen werden anschliessend von erfahrenen Mediator- Innen und mehreren KonfliktkapitänInnen während drei Tagen zu KonfliktlotsInnen ausgebildet. Sie stehen in der Folge ihren MitschülerInnen bei Auseinandersetzungen als neutrale VermittlerInnen zur Verfügung. Bei ihrer Arbeit im Schulhaus werden sie je nach Bedarf durch Konfliktkapitäne und/oder interessierte LehrerInnen unterstützt.

Um für die SchülerInnen gute Rahmenbedingungen zu schaffen, werden die LehrerInnen-Teams vorgängig an mindestens einem Halbtag oder Abend über diese Methode informiert und für diese Art des Umgangs mit Konflikten sensibilisiert. Für besonders interessierte LehrerInnen und LehrerInnen-Teams werden dreitägige Kurse zum Thema "Schulmediation und konstruktiver Umgang mit Konflikten" angeboten. Die TeilnehmerInnen dieser Kurse können in der Folge auch entsprechende Betreuungsaufgaben für die KonfliktlotsInnen im Schulhaus übernehmen.

Besonderheiten dieses Projektes

Um die Akzeptanz bei der Einführung der Schulmediation zu erhöhen, erfolgt diese nicht allein durch erwachsene MediatorInnen, sondern immer zusammen mit entsprechend ausgebildeten BerufsschülerInnen des zweiten Lehrjahres, welche für SchülerInnen eine besondere Vorbildfunktion haben. Diese BerufsschülerInnen werden als Konfliktkapitäne bezeichnet und in Grossfirmen diverser Branchen in der Region ausgesucht. Damit soll eine ideelle und möglichst auch eine finanzielle Einbindung der Wirtschaft in dieses Projekt ermöglicht und gleichzeitig eine Vernetzung auch über den eigentlichen Schulbereich hinaus erreicht werden.

Erfahrungen

Da die Probleme an unseren Schulen in der Ostschweiz in der Oberstufe am grössten waren, haben wir mit der Einführung der Schulmediation hier begonnen, damit schon möglichst bald entsprechend positive Resultate erzielt werden können. Inzwischen laufen auch Projekte auf der Mittelstufe. Zweckmässigerweise sollte die Projekteinführung jeweils schulhausweise erfolgen.

Konkrete Umsetzung in der Ostschweiz bis März 2004

Das Schulamt der Stadt St. Gallen beschloss Ende 1999 aufgrund eines dreitägigen Kurses mit SchulleiterInnen und Behördemitgliedern, in der 1. bzw. 2. Oberstufe der Stadt nach diesem Konzept Schulmediation einzuführen. Das Projekt wurde bereits im Frühjahr 2000 gestartet. Zunächst wurden 12 BerufsschülerInnen ausgesucht und zu Konfliktkapitänen bzw. Co-Trainern ausgebildet. Anschliessend fanden mit besonders interessierten Lehrkräften im Hinblick auf die spätere Betreuung der KonfliktlotsInnen im Schulalltag zwei dreitägige Ausbildungskurse statt. Im Sommer/Herbst 2000 konnten in den 6 beteiligten Oberstufen-Schulhäusern der Stadt 25 Schulklassen für diese Methode sensibilisiert werden. Die von den Klassen gewählten SchülerInnen wurden dann in einem dreitägigen Kurs zu KonfliktlotsInnen ausgebildet. Anschliessend begannen diese, das Projekt im Schulalltag umzusetzen. Zwischen Juni 2002 und Frühjahr 2003 konnten im Sinne einer nachhaltigen Lösung weitere 18 Oberstufen-Klassen sensibilisiert und rund 40 neue KonfliktlotsInnen ausgebildet werden.

Im Sommer 2003 wurde das Projekt mit angepasstem Inhalt erstmals auf der Mittelstufe durchgeführt und auch hier 20 KonfliktlotsInnen ausgebildet. Für Sommer/Herbst 2004 sind sowohl auf der Oberstufe als auch auf der Mittelstufe wieder neue Klassensensibilisierungen und Ausbildungskurse für KonfliktlotsInnen geplant.

Analog zum Projekt in der Stadt St. Gallen konnte Anfang Mai 2000 in Steinach ein entsprechendes Kleinprojekt mit 3 Realklassen durchgeführt werden und im Jahr 2001 in Uznach und in Wil je eines mit 8 Oberstufenklassen. Im Herbst/ Winter 2002 führte die Oberstufe in Kirchberg Schulmediation nach diesem Konzept ein. Im Frühjahr 2003 wurde das Projekt an der Oberstufe Sulgen (TG) umgesetzt und kurz danach an der Oberstufe Widnau im Rheintal, dort mitfinanziert von einem Serviceclub. Auf LehrerInnenebene konnten teils im Zusammenhang mit den erwähnten Projekten, teils im Rahmen der offiziellen kantonalen Weiterbildung (SG/TG) sowie der schulhausinternen Teamfortbildung insgesamt 15 dreitägige Ausbildungskurse durchgeführt werden. Im Sommer 2003 fand – aufbauend auf den bisherigen LehrerInnenkursen – erstmals ein Ergänzungskurs für interessierte Lehrpersonen zur selbständigen Ausbildung von KonfliktlotsInnen statt.