Inhalt
Kinderleicht
SettingSchulen / Bildung
Vereine / Freizeit
ZielgruppeKinder
Jugendliche
Fachpersonenn
Ort/LandGarmisch-Partenkirchen, (B)
Jahr2016
ProjektträgerCaritas - Zentrum Garmisch-Partenkirchen – Fachambulanz
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Klin. Psych. Theresa Böddeker
Dipl.-Psych. Susanne Härtl
+423 8821 943 4830
Kinderleicht
Unterstützung für Kinder und Jugendliche von psychisch- oder suchtbelasteten Eltern
Kinder und Jugendliche von sucht- und psychisch kranken Eltern sind starken Belastungen ausgesetzt und nachweislich gefährdet, später selbst an Sucht- oder Folgeerkrankungen zu leiden. Bisher gab es nur Angebote für die erkrankten Eltern. Das Projekt „kinderleicht“ unterstützt dagegen die gefährdete Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen, um sie stark für die Zukunft zu machen. Dies soll über drei Wege erreicht werden: in der direkten Arbeit mit den betroffenen Kindern und Jugendlichen sowie begleitender Elternarbeit, durch Schulungen für Fachkräfte und durch Information der breiten Öffentlichkeit mittels Vorträgen und verschiedener Medien. Seit Projektstart 2009 konnten rund 70 betroffene Kinder und Jugendliche, fast 100 Fachkräfte als Fortbildungsteilnehmer und mehrere hundert Interessierte bei den Fachvorträgen erreicht werden.
„Wenn einmal eine Familie bei uns angedockt ist, dann bleiben fast alle bis zur Beendigung der Maßnahme.“
Wie kamen Sie auf die Idee, solch ein Angebot auf die Beine zu stellen?
Susanne Härtl: Für uns war es aus mehreren Gründen wichtig, Kinder und Jugendliche von sucht- und psychisch kranken Eltern im Landkreis zu unterstützen. Es gibt sehr viele betroffene Kinder – so etwa konservativen Schätzungen der Psychiatrie in Garmisch zufolge rund 7.500 im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Bisher gab es nur Angebote für die erkrankten Eltern. Doch diese „vergessenen Kinder“ stellen eine Hochrisikogruppe dar – so haben sie beispielsweise ein 6fach erhöhtes Risiko, später selbst eine Suchterkrankung zu entwickeln. Diese Zukunftsaussichten können verbessert werden, indem man die Resilienz dieser Kinder fördert. Dies kann auf verschiedene Art und Weise geschehen.
Was wollten Sie mit diesem Projekt bewirken?
Theresa Böddeker: Wir möchten Kinder und Jugendliche von sucht- und psychisch kranken Eltern unterstützen und stark für die Zukunft machen, damit sie trotz der schwierigen Bedingungen eine gesunde Entwicklung nehmen können. Um dieses große Ziel zu erreichen, müssen mehrere Wege parallel eingeschlagen werden: die direkte Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen (und dabei den Eltern beratend zur Seite stehen), die Schulung der Fachkräfte, die mit Kindern, Eltern oder Familien arbeiten, in der Thematik sowie die Aufklärung der breiten Öffentlichkeit über die Problematik.
Wie und mit wem haben Sie die Projektidee umgesetzt?
Susanne Härtl: Im Oktober 2009 startete das Projekt Kinderleicht als Interreg-Projekt gemeinsam mit der Caritas Tirol. Wir hatten von Ende 2009 bis Anfang 2013 in der Caritas Garmisch zwei halbe Stellen zur Verfügung (Dipl. Psychologin und Sozialarbeiter mit therapeutischen Zusatzqualifikationen). Wir erstellten eine Homepage und Flyer und betrieben in den ersten Monaten intensive Netzwerkarbeit. Im Anschluss führten wir regelmäßig Kindergruppen, Freizeitaktionen, Fachkräftefortbildungen und öffentliche Fachvorträge durch, teils gemeinsam mit unseren Tiroler Kollegen. Von Juni 2013 bis Juni 2015 waren die Mittel sehr beschränkt und es konnten nur akute Fälle beraten werden. Seit Juli 2015 werden 13 Stunden wöchentlich für dieses Angebot finanziert.
Wer sind die Träger für Kinderleicht?
Susanne Härtl: Von Oktober 2009 bis Mai 2013 haben sich Interreg, Caritas Garmisch und Aktion Mensch die Finanzierung geteilt. Von Juni 2013 bis Juni 2015 war die Caritas Garmisch-Partenkirchen alleiniger Träger. Seit Juli 2015 wird das Projekt vom Jugendamt Garmisch-Partenkirchen finanziert.
Über welche Erfahrungen können Sie berichten? Wie haben Sie die verschiedenen Zielgruppen erreicht?
Theresa Böddeker: Die betroffenen Kinder und Jugendlichen direkt zu erreichen ist grundsätzlich sehr schwierig, da einige Hürden dafür überwunden werden müssen, etwa das mangelnde Problembewusstsein der Eltern oder deren Scham- und Schuldgefühle. Dennoch nutzten viele Familien das Angebot – wenn einmal eine Familie bei uns angedockt ist, dann bleiben fast alle bis zur Beendigung der Maßnahme. Im Projektverlauf stellte sich auch heraus, dass Fachkräfte, v. a. Lehrer und Erzieher einen großen Bedarf an Informationen haben und Schulungs- und Fortbildungsangebote gerne annehmen. Über diesen Weg konnten dann weiterhin einige Familien akquiriert werden, indem die Fachkräfte vermehrt unser Angebot empfohlen haben.
PechaKucha-Präsentation im Rahmen des IBK-Studientags für Gesundheitsförderung und Prävention am 20. April 2016