Inhalt
In Bewegung trotz Arbeitsunfähigkeit
SettingBetriebe / Arbeitsplatz
ZielgruppeErwachsene
Ort/LandSchellenberg, (FL)
Jahr2010
ProjektträgerPONTES, Brückendienstleistungen im Gesundheitsbereich
ProjektleitungHanspeter Röthlisberger
+423 373 56 01
In Bewegung trotz Arbeitsunfähigkeit
Ein Projekt der Sekundärprävention für Langzeitkranke: mMit Wassergymnastik psychische und körperliche Stabilisierung erreichen
Langzeitkranke oder Menschen die von Langzeiterkrankung bedroht sind, müssen sich neben der primären Erkrankung einer Reihe von zusätzlichen Problemen und Ängsten stellen. Mit fortschreitender Krankheitsdauer beginnen viele der Betroffenen mit einem sozialen Rückzug. „In Bewegung trotz Arbeitsunfähigkeit“ organisiert Bewegungskurse für diese Zielgruppe, um solche Menschen aus ihrer Isolation zu holen und sie psychisch und physisch zu stabilisieren. Sie werden ermuntert, sich einer Gruppe von Leidensgenossen anzuschließen, die unter fachlicher Anleitung einer/s Trainer/in z. B. Wassergymnastik betreibt. So gelangen die Langzeiterkrankten neben (relativer) physischer Fitness auch zu neuen Sozialkontakten.
„Das kombinierte Kraft-, Ausdauer- und Bewegungstraining im Wasser soll vor allem auch Spass machen. Ganz nebenbei lernen die Betroffenen Leidensgenossen kennen.“
Ein Wassergymnastikkurs speziell für Männer, das sieht man nicht alle Tage. Was hat Sie zu diesem Projekt bewegt?
Hanspeter Röthlisberger: Erkrankte des Bewegungsapparates erhalten neben Medikamenten vom Arzt normalerweise Physiotherapie verschrieben, können vielleicht auch eine stationäre REHA absolvieren. In der Regel aber finden sie keinen Kontakt zu Leidensgenossen mit ähnlichen Problemen. Hier setzt unser Projekt an, indem wir die Leute zusätzlich zu den medizinischen Therapien gezielt zusammenbringen und aktivieren. Wichtig bei allen Aktivitäten die wir anbieten ist, dass sie auf jeden Fall exklusiv mit Leidensgenossen ausgeübt werden können und allenfalls geschlechtsspezifisch eingeteilt sind. Dadurch sinkt die Hemmschwelle auf ein überbrückbares Niveau. Männer haben zum Beispiel eine relativ hohe innere Hürde Wassergymnastik mit Frauen zu machen – besonders wenn sie leistungseingeschränkt sind.
Was möchten Sie also mit diesem Angebot bewirken?
Hanspeter Röthlisberger: Unser Projekt versteht sich nicht als Konkurrenz zu klassischer Therapie, sondern als sinnvolle Ergänzung und Unterstützung des Heilungs- und Stabilisierungsprozesses. Gerade auf psychosozialer Ebene ist dieses Projekt sehr innovativ. Es durchbricht die Vereinzelung und schafft für die Teilnehmer neue Perspektiven im Umgang mit ihrer Krankheit.
Wie lief Ihr Pilotprojekt ab?
Hanspeter Röthlisberger: Wir ermunterten Langzeiterkrankte, sich einer Gruppe von Leidensgenossen anzuschließen, die unter fachlicher Anleitung einer Trainerin zweimal die Woche Wassergymnastik betreibt. Wir starteten dann das Wassertraining mit einer Gruppe von sechs gestandenen Männern. Alle Teilnehmer haben massive Beschwerden in Rücken, Schultern, Knien und anderen Gelenken und sind seit Monaten arbeitsunfähig. Im Wasser sind Gelenke viel weniger belastet, der Wasserwiderstand bewirkt aber einen intensiven Trainingseffekt. Das kombinierte Kraft- Ausdauer- und Bewegungstraining im Wasser soll vor allem auch Spaß machen. Ganz nebenbei lernen sie Leidensgenossen kennen und bekommen vielleicht noch den einen oder anderen Tipp, wie sie besser mit ihren Schmerzen umgehen können.
Welche Kosten entstehen dabei für die Teilnehmer?
Hanspeter Röthlisberger: Die Kursgebühr war mit 100 Franken für 12 Einheiten angesetzt, 50 Franken übernahm PONTES im Rahmen des Pilotkurses. Wir aktivieren je nach Situation mit unserem Training sechs bis acht Personen gleichzeitig. Manche Teilnehmer verbessern durch die Teilnahme am Projekt ihre Physis so, dass sie wieder arbeitsfähig werden und ihren Arbeitsplatz oder Arbeitgeber behalten können. Auch wenn es nicht gelingt, die Personen wieder in den Arbeitsprozess zurückzuführen, ergibt sich ein enormer volkswirtschaftlicher Nutzen durch die verbesserte Lebensqualität und die Verringerung der psychischen Folgen für die Langzeiterkrankten.
Wie wirkte sich das regelmäßige Training aus?
Hanspeter Röthlisberger: Unsere Erfahrung zeigt, dass Patienten, die an unserem Gemeinschaftstraining mitgemacht haben, physisch und psychisch stabilisiert werden. Sie spüren, dass sie selber aktiv etwas zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen können und sind motiviert, weiter zu machen. Dadurch verhindern wir die häufig und massiv auftretende psychische und physische Dekonditionierung von Langzeiterkrankten. Manche schließen sich zu neuen Gruppen zusammen und motivieren sich gegenseitig weiterzumachen. Neue Kontakte und sogar Freundschaften können entstehen.