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‚DEUTSCH³ – mittels Ehrenamt‘ Haus Hohenweiler
SettingVereine / Freizeit
Schulen / Bildung
Gemeinde
ZielgruppeBevölkerung allgemein
Jugendliche
Migrantinnen / Migranten
Ort/LandHohenweiler, (A )
Jahr2019
ProjektträgerGemeinde Hohenweiler, Institut für Sozialdienste (ifs) – Flüchtlingsarbeit
→ Link zum Projekt ProjektleitungBenjamin Gunz
+43 5 1755 – 4222
Bürgermeister Wolfgang Langes
‚DEUTSCH³ – mittels Ehrenamt‘ Haus Hohenweiler
Ehrenamtliches Engagement
Kernziel des Projektes ist es, das Erlernen der deutschen Sprache auf den drei Ebenen Präsenzunterricht, E-Learning und Erlebnislernen für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge zu ermöglichen. Das Beherrschen der Landessprache ist ein zentraler Schlüssel für ein selbstbestimmtes und eigenständiges Leben. Mit ‚Deutsch³‘ wurde das Erlernen der Sprache mit der Begegnung mit Menschen verknüpft. Das gemeinsame Erleben von Sprache im Austausch mit Ehrenamtlichen ist dafür grundlegend. Gleichzeitig führen die Kontakte mit Einheimischen zur nachhaltigen Integration der Jugendlichen in ihr Lebensumfeld. Noch wichtiger ist jedoch, dass die gemeinsam durchgeführten Freizeitbeschäftigungen die Chance bieten, gelernte Worte mit Emotionen zu verknüpfen. Auch wird deren Verwendung im Alltag geübt.
„Die minderjährigen Flüchtlinge, mit denen wir arbeiten, sollen Sprache erfahren, nicht nur lernen.“
Wie fand Ihr Projekt seinen Anfang?
In Vorarlberg stand das Jahr 2016 im Zeichen der Integration. Die Integrationsvereinbarung beruht auf dem Prinzip Fördern und Fordern. Anfang 2016 sind 35 unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge ins ‚Haus Hohenweiler‘ eingezogen. Ihnen wollten wir auf innovative und integrative Weise den Erwerb der deutschen Sprache ermöglichen. So startete ‚Deutsch³‘.
Was ist das Ziel Ihres Projekts?
Die Flüchtlinge, mit denen wir arbeiten, sollen Sprache erfahren, nicht nur lernen. Mit ‚Deutsch³‘ werden sie in ein soziales Umfeld eingebunden und erlernen Sozialkompetenz sowie Sprache in direktem Bezug zum Alltag. Es werden ihnen die Türen zum gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben geöffnet. All dies ist Voraussetzung für bestmögliche Integration.
Wie wird das Projekt umgesetzt?
Wir haben das Projekt auf die 35 Minderjährigen, welche ins ‚Haus Hohenweiler‘ einzogen sind, fokussiert. Wir wissen, dass Spracherwerb über verschiedene Zugänge erfolgt. Daher achteten wir besonders auf Vielseitigkeit, Kreativität, Vielschichtigkeit und Beziehungsaufbau zu den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. So wird das Wort ‚Wiese‘ im Unterricht erlernt – neben der korrekten Schreibung auch grammatikalische Aspekte, wie der dazugehörige Artikel. Gemeinsam mit Ehrenamtlichen gehen die Flüchtlinge dann auch auf eine Wiese. Sie ertasten sie, sehen die grünen Halme und bunten Blumen, hören die Insekten summen und riechen das Gras. Erst jetzt wissen sie, was eine Wiese ist. Gleichzeitig wird gemeinsam mit den Ehrenamtlichen ein nachhaltiger Kontakt ins Dorf aufgebaut.
Wie wurde das Projekt finanziert?
Das Projekt ist in die Flüchtlingsarbeit des Instituts für Sozialdienste eingebettet. Nach ersten Erfahrungen wurde uns klar, dass wir für die minderjährigen Flüchtlinge ein innovatives Konzept für den Spracherwerb benötigen. Am Anfang musste in die Anschaffung von Büchern, Tafeln, Heften und E-Learning-Utensilien investiert werden. Während der gesamten Laufzeit fielen dann nur noch Kosten für den Projektkoordinator an, der als Schnittstelle zwischen Ehrenamtlichen, Jugendlichen und dem Hausleiter fungierte. Die Ehrenamtlichen stellten ihre Zeit sowie Materialien, die sie für ihre Arbeit brauchten, kostenlos zur Verfügung.
Das Projekt fand mit Ende Jänner 2019 seinen Abschluss.
Wie sind Ihre Erfahrungen damit?
Die Jugendlichen haben gut auf die unterschiedlichen Angebote zum Spracherwerb reagiert. Die Ergebnisse beeindrucken: Vier Jugendliche wurden in Pflegefamilien aufgenommen, sechs haben intensiven Kontakt zu Ehrenamtlichen, fünf Jugendliche sind im Arbeitsleben, elf Jugendliche haben den Pflichtschulabschluss absolviert sowie eine Lehrstelle gefunden und vier besuchen eine höhere Schule. Insgesamt wurden mehr als 450 Aktivitäten mit den 65 Ehrenamtlichen unternommen. Ein Großteil von ihnen ist noch immer aktiv. Ich denke, wir haben mit unserem Projekt bewiesen, dass Integration funktionieren kann.
PechaKucha im Rahmen des IBK-Studientags für Gesundheitsförderung und Prävention am 10. April 2019