Inhalt
Betriebsübergabe – ein Gesundheitsthema
SettingFamilien / Wohnraum
Betriebe / Arbeitsplatz
ZielgruppeErwachsene
Ort/LandAugsburg, (B)
Jahr2013
ProjektträgerSozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau
→ Link zum Projekt ProjektleitungChristiane Mayer
+49 (0)821 4081 126





Betriebsübergabe – ein Gesundheitsthema
Die Betriebsübergabe an einen Nachfolger kann zur existentiellen Frage werden – für den Betrieb genauso wie für die Familie. Hier besteht Unterstützungsbedarf, nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern auch seelisch-emotional.
Eine ungeregelte Betriebsübergabe beeinträchtigt die Gesundheit. In der Landwirtschaft werden in besonderem Maße die Lebenswelten Beruf und Familie vereinigt. Auch nach einer Betriebsübergabe werden diese Lebenswelten nicht getrennt. Der gesundheitsgerechte Umgang der verschiedenen Generationen auf den Familienbetrieben wird daher umso wichtiger. Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau bietet ihren Versicherten Seminare zur Betriebsübergabe an. Mit Hilfe einer branchenorientierten Sozialpädagogin bekommen die Teilnehmer vor allem seelisch und emotional Hilfen zur Selbsthilfe für die Phase der Betriebsübergabe. Themen wie Bewältigung von Generationskonflikten, Kommunikationshilfen, Entspannung und Verminderung körperlicher Belastungen sollen ein aktives und gesundes Altern ermöglichen – und so auf lange Sicht Unfälle und Krankheitskosten reduzieren.
„Die Teilnehmer sind im Folgejahr deutlich aktiver, was die Regelung der Betriebsübergabe betrifft, und zuversichtlicher, was die Zukunft anbelangt.“
Was war der Grund für die Lancierung dieses Projekts?
Christiane Mayer: Die Kundenbefragung aus dem Jahr 2008 der SVLFG in Bayern zeigte, dass die Betriebsübergabe für jede zweite Person über 55 Jahre ein wichtiges Thema ist. Familienbetriebe sind das Rückgrat der Wirtschaft, insbesondere der bayerischen Land- und Forstwirtschaft. Die geordnete Betriebsübergabe an einen Nachfolger kann zur existentiellen Frage, sowohl für den Betrieb, als auch für die Familie werden. Hier besteht Handlungsbedarf, nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern auch seelisch. Die Befragung wurde 2012 auch in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und den neuen Bundesländern durchgeführt. Die Erkenntnisse konnten bestätigt werden.
Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Christiane Mayer: Bei Übergebern sollen Handlungen angeregt werden, die zu einer geordneten Betriebsübergabe, zu einer Verbesserung der Gesundheit und zu einer klaren Vorstellung über die Zeit im Alter führen. Dies soll erreicht werden, indem die Betriebsübergeber sich diese Themen bewusst machen, kritisch reflektieren und in Stress vermindernde Bewertungen transformieren. Außerdem soll zur Teilnahme an Gesundheitsangeboten motiviert werden. Im Ergebnis sollen auf lange Sicht u. a. Unfälle und Krankheitskosten reduziert werden.
Wie sieht die Projektarbeit aus?
Christiane Mayer: Durch kognitives Stressmanagement soll eine Änderung von persönlichen Motiven und Einstellungen erreicht werden. Die Seminare setzen an den konkreten Stressoren (Übergaberegelung, Testament, weichende Erben etc.) an. Im Sinne eines instrumentellen Stressmanagements kann sowohl auf den aktuellen Belastungszustand (reaktiv) als auch auf die Verringerung oder Ausschaltung zukünftiger Belastungen (präventiv) eingegangen werden.
Wie sieht die Finanzierung aus?
Christiane Mayer: Das Angebot wird zum Teil von der landwirtschaftlichen Krankenkasse gemäß § 20 SGB V als Leistung zur Primärprävention finanziert (Leitfaden Prävention des GKV-Spitzenverbandes). An den Seminarkosten beteiligt sich auch die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft. Der Seminarbaustein „Leistungsfähigkeit und Grenzen im Alter“ ist darauf abgestimmt. Die Teilnehmer zahlen einen Eigenanteil von 300 Euro für Übernachtung und Verpflegung. Die Seminare in Bayern wurden für den Projektzeitraum 2010 bis 2012 vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit gefördert.
Welche Erfahrungen konnten Sie mit den Seminaren machen? Sind erste Ergebnisse messbar?
Christiane Mayer: Der Erfolg lässt sich u. a. an der Entwicklung von Absichten und Handlungen hin zu einer geordneten Betriebsübergabe messen. Nach ersten Ergebnissen der Evaluation ist zu sehen, dass sich die Beteiligung der Sozialversicherung lohnt. Die Teilnehmer sind im Folgejahr deutlich aktiver, was die Regelung der Betriebsübergabe betrifft, und zuversichtlicher, was die Zukunft anbelangt. Eine positive Wirkung auf die Gesundheit ist somit vorhanden (Evaluation Dr. Christian Hetzel, Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation/Deutsche Sporthochschule Köln).