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Auf dem Weg zu einer alternsfreundlichen Kommune ...
SettingGemeinde
ZielgruppeSeniorinnen / Senioren
Fachpersonenn
Ort/LandWeinheim-West, (BW)
Jahr2016
ProjektträgerLandratsamt Rhein-Neckar-Kreis (Gesundheitsamt); Stadt Weinheim (Amt für Soziales, Jugend, Familie und Senioren)
→ Link zum Projekt→ Weiterer Link zum Projekt Projektleitung
Bettina Brandeis
+49 (0)6221 52 218 93
Ute Schleh
+49 (0)6201-823 76
Auf dem Weg zu einer alternsfreundlichen Kommune ...
... am Beispiel der Stadtteilanalyse Weinheim-West
Jede Kommune muss sich mit dem demographischen Wandel und seinen unmittelbaren Folgen auseinandersetzen, sich mit Fragen wie Infrastrukturen im kommunalen Alltag und Barrierefreiheit des Gemeinwesen beschäftigen. Die Zahl älterer Menschen steigt, immer mehr Menschen leben im Alter allein. Jedes Gemeinwesen, jeder Stadtteil hat seine eigene Charakteristik und hieraus ergeben sich jeweils unterschiedliche Rahmenbedingungen. Die gründliche Analyse an einem Beispiel wie der Weinheimer Weststadt kann Aufschluss geben über grundlegende Erfahrungen und Bedürfnisse zum Alltagsleben im Alter sowie über sinnvolle und zielführende Vorgehensweisen bei der Bestandsaufnahme. Mit dem vorliegenden Projekt wurde versucht, Antworten zu finden und Handlungsempfehlungen für Akteure und Entscheider abzuleiten. Das Ziel: sich als Kommune den Herausforderungen des demographischen Wandels vor Ort kreativ und mit dem Vertrauen in die Aufmerksamkeit und Handlungsbereitschaft der vielen Beteiligten zu stellen.
„Die Weinheimer Stadtverwaltung konnte von den Gesprächen mit den Bürgerinnen und Bürgern als ‚Experten vor Ort‘ profitieren, und im Stadtteil selbst entstanden neue Dynamiken zu ehrenamtlichem Engagement.“
Wie ist dieses Projekt entstanden?
Bettina Brandeis: 2009 wurde die Gesundheitsstrategie Baden-Württemberg beschlossen, welche durch kommunale Gesundheitskonferenzen (KGK) umgesetzt wird. Die Entscheidung zur Einrichtung einer KGK des Rhein-Neckar-Kreises und der Stadt Heidelberg erfolgte 2011. Aus der ersten KGK 2012 heraus entstand u. a. die Arbeitsgruppe „Alternsfreundliche Kommune - Stadtteilanalyse Weinheim-West“. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe kommen aus unterschiedlichen Bereichen wie der Stadtverwaltung Weinheim, dem Gesundheitsamt Rhein-Neckar-Kreis, dem Deutschen Roten Kreuz etc. Bestehende Aktivitäten, etwa Runde Tische zu den Themen Demographie und Demenz sowie das Interesse seitens der Stadt Weinheim führten dazu, eine Stadtteilanalyse exemplarisch in der Weinheimer Weststadt vorzunehmen, mit rund 16.000 EinwohnerInnen der größte Stadtteil Weinheims. Als Folge der Bebauungsgeschichte (etwa die Begrenzung durch Autobahnbau) fehlt dort der Raum für einen städtischen Kern als Mittelpunkt des sozialen Lebens. Mit Blick auf die Bevölkerungsstruktur zeigt sich außerdem, dass die Bevölkerung in Weinheim-West deutlich älter ist als in der Gesamtstadt.
Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Projekt?
Ute Schleh: Die Stadtteilanalyse Weinheim-West geht der Frage nach, wie ein Stadtteil gestaltet sein muss, um seinen älteren BürgerInnen möglichst lange ein selbständiges Leben im Alter zu ermöglichen. Die Entwicklung hin zu einer „alternsfreundlichen Kommune“ soll kreativ und mit allen relevanten kommunalen Akteuren, also auch den BürgerInnen gemeinsam vollzogen werden. Das Vorgehen und die Erfahrungen sollen analysiert und reflektiert werden, um ähnliche Prozesse in anderen Stadtteilen oder Kommunen durch Handlungsempfehlungen unterstützen zu können.
Wie genau lief die Stadtteilanalyse ab?
Bettina Brandeis: Insgesamt umfasst die Stadtteilanalyse Weinheim-West vier Bausteine. Zum einen die Untersuchung und Dokumentation der demographischen und soziostrukturellen Gegebenheiten, zum zweiten die Stadtteilbegehungen selbst. Wichtig ist zudem die Netzwerkarbeit. Das vierte Modul war der Pilotgesundheitsdialog „Aktivierung schwererreichbarer älterer Menschen“ (qualitative Interviews). Bei der Umsetzung der Bausteine waren vor allem die Mitglieder der Arbeitsgruppe, Multiplikatoren vor Ort wie auch die BürgerInnen selbst aktiv.
Wie wurde das Projekt finanziert?
Bettina Brandeis: Träger waren das Gesundheitsamt Rhein-Neckar-Kreis und Heidelberg sowie das Amt für Soziales, Jugend, Familie und Senioren der Stadt Weinheim. Die Finanzierung erfolgte aus Haushaltsmitteln der kommunalen Gesundheitskonferenz KGK.
Welche Erfahrungen haben Sie gesammelt?
Ute Schleh: Erreicht wurden BürgerInnen des Stadtteils, zurückgezogene Ältere (17 Personen) und MultiplikatorInnen und es fand ein Austausch zwischen den Ämtern in Weinheim statt. Die Vorgehensweise war erfolgreich: Die Weinheimer Stadtverwaltung konnte von den Gesprächen mit den Bürgerinnen und Bürgern als „Experten vor Ort“ profitieren und im Stadtteil selbst entstanden neue Dynamiken zu ehrenamtlichem Engagement, z. B. Sitzbankspenden oder Bustraining für Rollatornutzer. Zudem erfolgten erste bauliche Maßnahmen in der Weinheimer Weststadt zum Abbau von Barrieren und es gab Überlegungen zur Installation eines Tanzcafénachmittags. Mittlerweile werden zudem in weiteren Stadtteilen Begehungen geplant.
PechaKucha-Präsentation im Rahmen des IBK-Studientags für Gesundheitsförderung und Prävention am 20. April 2016