Inhalt

Projekttitel

Wahnsinnsnächte

Setting

Sonstige

Zielgruppe

Bevölkerung allgemein

Ort/Land

Schaan, (FL)

Jahr

2016

Projektträger

PsyCon.li

→ Link zum Projekt Projektleitung

Matthias A. Brüstle
+423 793 34 45

→ info@wahnsinn.li
Projektleitung "wahnsinnsnaechte" Projektlogo "Wahnsinnsnächte" Wahnsinnsnächte Preisträger der Sonderauszeichnung Kultur und Gesundheit
Theaterstück: Einer flog über das Kuckucksnest Darsteller aus der Vorstellung "Changing Brilliance"

Wahnsinnsnächte

Kulturfestival zur Verbesserung der öffentlichen Wahrnehmung psychischer Gesundheit und Krankheit

Anlass für das Kulturfestival Wahnsinnsnächte war ursprünglich die Vorgabe eines Kostenträgers, „die Behandlung psychischer Erkrankungen zu verdichten“. Außerdem verstrich der Tag der psychischen Gesundheit am 10. Oktober alljährlich ohne Aktivitäten öffentlicher Art. Dem wollten wir entgegentreten – und die öffentliche Wahrnehmung des Themas verbessern. Ursprünglich war 1995 ein einziger Durchgang vorgesehen, mittlerweile findet das Festival zum 12. Mal statt – anfänglich nur in Liechtenstein, mittlerweile auch in den Kantonen St.Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden. Pro Jahr besuchten bis zu 4'000 Gäste das Festival, das bis zu 20 Einzel-Events an bis zu zehn Standorten umfasst. Umfang (von einem Kinoabend in Schaan bis hin zur heutigen Größe) und Angebot (Lesungen, Film, Theater, Musik, Vorträge) haben sich stark verändert. Mittlerweile ist auch der Name an Orten, wo die Events mindestens einmal stattfanden, bekannt und generiert Interesse. Wahrscheinlich auch deswegen, weil der Zugang nicht voyeuristisch, sondern sehr behutsam angestrebt wird. Das Festival wird inhaltlich von Fachverbänden, staatlichen oder lokalen Interessens- oder Behandlungsträgern unterstützt und generiert die Mittel aus unterschiedlichsten Quellen.

Das Projekt ist zusätzlich einer von fünf Preisträgern der 2016 verliehenen Sonderauszeichnung „Kultur für Gesundheit“.

„Mittlerweile gelingt es mit einer klugen Mischung, die Neugierde der Menschen zu nutzen und mit Mitteln der Kunst ein Thema der Gesundheit zu vermitteln.“
Ausgangslage

Weshalb haben Sie das Festival ins Leben gerufen?

Matthias A. Brüstle: Wir wollen dem großen gesellschaftlichen Interesse für psychische Gesundheit, allgemeine seelische Mechanismen und nachvollziehbare Darstellungen individueller und gesellschaftlich relevanter psychischer Vorgänge entgegenkommen. Mit Angeboten neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, mit denkwürdigen Botschaften und mitspektakulären Film- und Bühnenproduktionen.

Ziele

Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Projekt?

Matthias A. Brüstle: Wir möchten sichtbar machen, worauf wir achten müssen, um psychisch gesund zu bleiben. Nebenbei machen sich die Wahnsinnsnächte stark für Prävention, Früherkennung, Akzeptanz und Behandlung von psychischem Leid. Wir wollen Wissen über psychische Erkrankungen, über Anbieter von Hilfeleistungen und von Selbsthilfemöglichkeiten in den beteiligten Kantonen und in Liechtenstein vermitteln. Wir geben Anregungen, achtsamer zu sein; mit sich selbst und gegenüber anderen. Wir bieten mit künstlerischen Medien eine öffentliche Plattform, wo Interessierte, Betroffene, Fachpersonen und Kulturliebhaber einen gemeinsamen Nenner finden, sich darüber hinaus mit zum Teil tabuisierten Themen beschäftigen und sie zu einer gesellschaftlichen Selbstverständlichkeit machen.

Methoden

Wie läuft die Organisation im Einzelnen ab?

Matthias A. Brüstle: Zugpferd des Engagements ist der Kurator, der in der Regel – auch orientiert an einem Jahresthema – den möglichen Partnern Einzelprojekte anbietet, oder deren eigene Ideen mit möglichen Umsetzungsvorschlägen machbar macht. Manche Partner bieten selbstständige Einzel-Events an, die in den Verbund der Wahnsinnsnächte aufgenommen werden und/oder bieten dafür finanzielle, PR-mäßige oder infrastrukturelle Unterstützung an. Jedes Stück, jeder Anlass ist „maßgeschneidert“. Die administrativen Ressourcen für die Wahnsinnsnächte stellt und das wirtschaftliche Risiko trägt PsyCon.li.

Finanzierung

Wie finanzieren Sie die Festivals?

Matthias A. Brüstle: Die jeweilige Finanzierung ist die größte Herausforderung für Kontinuität und langfristige Planung. Obwohl mittlerweile drei Schweizer Kantone und Liechtenstein involviert sind, trägt PsyCon.li mit 50 % aller Kosten nach wie vor die Hauptlast bzw. generiert Finanzen in diesem Umfang. Einzelne Partner wünschen im Sinne der Niederschwelligkeit tiefe Eintrittspreise, dementsprechend muss der Ertrag hauptsächlich „erbettelt“ werden. Das Budget betrug 2015 rund CHF 50'000, davon wurden 40 % für Werbung, 20 % für Organisation/Kuratierung, der Rest für die Produktionen selbst aufgewendet. Mittlerweile interessieren sich weitere Regionen für das Konzept. Unabhängig vom Finanzierungsproblem soll das Festival auf jeden Fall weiter Bestand haben.

Erfahrungen

Hatte das Projekt Einfluss auf die Wahrnehmung des Themas in der Öffentlichkeit?

Matthias A. Brüstle: Vor 15 Jahren war der Themenkomplex „Psychische Erkrankungen“ nahezu ein öffentliches No-Go-Thema. Mittlerweile sind öffentliche Diskussionen mit Betroffenen und Angehörigen in geleitetem Rahmen durchaus möglich. Es scheint, als wäre die Enttabuisierung vorangeschritten, nicht zuletzt auch durch die in den Ostschweizer Kantonen und FL mittlerweile beendeten „Bündnisse gegen Depression“, die jeweils Partner der Wahnsinnsnächte waren, die Nachfolgeplattform davon ist das Ostschweizer Forum für Psychische Gesundheit. Die Dosis, die Art und der zu wählende Ort für Events zu „Psy“-Themen sind nach wie vor heikel, aber mittlerweile gelingt mit einer klugen Mischung, die Neugierde der Menschen zu nutzen und mit Mitteln der Kunst ein Thema der Gesundheit zu vermitteln.