Inhalt
Nein zum Komasaufen
SettingGemeinde
ZielgruppeJugendliche
Ort/LandWeilheim, (B)
Jahr2010
ProjektträgerLandratsamt Weilheim-Schongau, Gesundheitsamt
ProjektleitungPetra Regauer
+49 (0)881 681 16 15
Nein zum Komasaufen
Kinospots zum Komasaufen mit Dokumentation
31 Schüler/innen aus Gymnasium, Realschule und Hauptschule bekamen Schauspielunterricht und Anleitung zur Erstellung eines Kinospots zum Thema Komasaufen. Sie erarbeiteten sich alles selbst: Drehbücher schreiben, Drehorte suchen, Maske und Kostüme organisieren, usw. Auch die technischen Arbeiten (Kamera, Ton, Regie) übernahmen sie selbst. Angeleitet wurden die Jugendlichen dabei vom Schweizer Schauspieler Andreas Beutler und vom Bayrischen Kameramann und Filmemacher Peter Stückl, der den gesamten Prozessverlauf dokumentierte. Die 14-jährigen Jugendlichen wurden so zu «Fachleuten» in eigener Sache und zu Multiplikatoren von unschätzbarem Wert.
„Kann durch das Projekt nur ein einziger Jugendlicher von einer lebensgefährlichen Alkoholvergiftung bewahrt werden, hat sich der Aufwand bereits gelohnt.“
Was hat Sie dazu angeregt mit Jugendlichen Kinospots zum Thema Komasaufen zu drehen?
Petra Regauer: Die Schreckensmeldungen über das Komasaufen nehmen kein Ende und wir als Fachleute, wie auch Eltern, stehen erschreckt da und können es nicht fassen. Unsere Bemühungen in der Suchtprävention haben wir verstärkt, haben nachgeschaut, wo und wie Jugendliche Alkohol bekommen und sind bei Alkoholschulungen, unter dem Motto «no alc for kids» – für welches wir zum 3. IBK-Preis 2008 nominiert worden sind – für Handel und Gewerbe, wie auch bei Ehrenamtlichen, die auf Festen Alkohol ausschenken, sehr weit gekommen. Aber wie kann man junge Leute motivieren, sich mit dem Thema Alkohol und Alkoholmissbrauch auseinanderzusetzen ohne dass der erhobene Zeigefinger dahinter steht? Hier war Andreas Beutler aus der Schweiz und sein Projekt «Sehnsucht» unser Vorbild, den wir bei der Preisverleihung zum 3. IBK-Preis 2008 kennenlernten. Wir waren einfach begeistert von seiner Begeisterung. Er entwickelt und dreht mit Jugendlichen Video-Spots zu den Themen, die sie gerade am meisten beschäftigen.
Welches Ziel haben Sie mit den Kinospots verfolgt?
Petra Regauer: Die Absicht war es, unseren ganzen Landkreis durch diese ungewöhnliche Herangehensweise für das Thema zu sensibilisieren. Verantwortliche Politiker und Fachleute sind hellhörig geworden. Dadurch wurde der Weg für ein Gesamtkonzept zum Thema Alkohol und Alkoholmissbrauch im Landkreis Weilheim-Schongau geebnet. In Folge daraus wurde die Arbeit mit den Jugendlichen möglich, die sich so nachhaltig mit dem Thema auseinandersetzten und gleichzeitig das Medium Film kennenlernen konnten.
Wie stellte sich die Projektarbeit dar, wie gingen Sie vor?
Petra Regauer: Das Ganze war eine Weiterentwicklung des Projektes „Sehnsucht“ von Andreas Beutler, welches für den 3. IBK-Preis 2008 nominiert war. Die Jugendlichen bekamen eine Grundausbildung in Schauspiel, Erstellung von Drehbüchern, Regie, Kamera- und Tonführung. Die Arbeit machte ihnen unglaublich viel Spaß. Dabei haben sie sich natürlich intensiv mit den Themen Alkohol, Alkoholmissbrauch, exzessives Trinken (Komasaufen) und Krankenhauseinweisung auseinandergesetzt. Unsere Teilnehmer sind nun gut gerüstet, wissen, wo sie sich im Falle eines Falles hinwenden können und werden niemanden alkoholvergiftet liegen lassen.
Wie sehen Sie dabei den Kosten-Nutzen und die Finanzierung?
Petra Regauer: Jeder unserer 31 Jugendlichen ist Multiplikator für Geschwister, Freunde und Klassenkameraden. Kann deswegen nur ein einziger Jugendlicher von einer lebensgefährlichen Alkoholvergiftung bewahrt werden, liegt der Kosten-Nutzen – ganz abgesehen von den medizinischen Komponenten – auf der Hand.
Was können Sie im Nachhinein über den Projektverlauf berichten?
Petra Regauer: Drei Monate nach Beendigung des Projekts konnten wir durch eine Fragebogenauswertung bei den Jugendlichen wie auch bei den Eltern die Nachhaltigkeit bestätigen. Die Jugendlichen, die an dem Projekt teilgenommen haben, sind jetzt Multiplikatoren für gleichaltrige Freunde und Klassenkameraden. Aber auch die Besucher der Kinos, in denen die Spots gezeigt werden, setzten sich mit dem Thema auseinander. Erstmals wurde der gesamte Prozessverlauf dokumentiert und sichtbar gemacht. Die Dokumentation zeigt Methoden auf und regt zum Nachdenken und Überdenken an. So ist auch eine Überprüfung der Wirksamkeit der Methoden möglich geworden.